Gefühle, Emotionen und Vorurteile … ???
Abseits der sachlichen Themen zum Ablauf und Fakten beim Gründen aus der Arbeitslosigkeit, möchte ich auch einmal darüber sprechen, was die Zeit der Arbeitslosigkeit an Gefühlen, Sorgen und Turbulenzen mit sich bringt. Dieser Beitrag wird ein bisschen länger. Am Ende hast du dafür Mut mitgenommen, für das was dir wichtig ist. ?
In den letzten 5 Posts habe ich dir von meinem Weg durch die Gründung aus der Arbeitslosigkeit erzählt und dir eher informative Einblicke aus meiner Perspektive gegeben.
Das Thema Arbeitslosigkeit birgt aber auch viele emotionale Momente und Stereotypen die einen dabei nicht ganz so wohl fühlen lassen. Vielleicht sind da Zweifel ? an den eigenen Fähigkeiten, weil es im alten Job nicht geklappt hat. Fehlendes Vertrauen in sich selbst, ob man für die Selbstständigkeit gut genug ist. ? Stigmata und Meinungen von Außenstehenden und Vorurteile der Gesellschaft gegenüber Arbeitslosen. ?
All das kann einem durch den Kopf schwirren und einen ausbremsen das zu tun, was man sich als Ziel gesetzt hat. Die Selbstständigkeit. ?
Ich hatte diese Phase bisher zweimal in meinem Leben. Jeweils als ich von einer Reise zurück kam. Da prallen zwei Realitäten aufeinander. Die Freiheit auf Reisen mit diesem neugierigen und offenen Mindset, trifft auf Regeln, Verpflichtungen und Erwartungen zurück in der Gesellschaft. Zurück im System. Puh, das war ein ganz schöner Shift. Auch mental.
Egal aus welchem Grund man arbeitslos geworden ist oder aus welcher Situation heraus man gründet, auf rein persönlicher Ebene kann einem das zu schaffen machen. Ganz klar.
Dennoch, das wertvolle an dieser Phase ist: ✨
- am Ende lernt man viel über sich selbst.
- Man tankt innere Stärke, Selbstbewusstsein, Resilienz.
- Man zeigt es allen Kritikern, auch seinem inneren. Yeah!?
Trotzdem wird, und muss, man das System mit seiner Bürokratie während der Arbeitslosigkeit nicht verstehen. Aber man lernt zu schätzen, dass wir in Deutschland überhaupt diese Chance auf einen Gründungszuschuss bekommen. Hierfür kann man dankbar sein. ?
Und entgegen allen Vorurteilen über Arbeitslosigkeit und der Unsicherheit beim Gründen – wenn man es durchzieht und Mut zeigt, verstummen alle Zweifel(er).
Ach, ich könnte ewig erzählen. Ich möchte aber auch andere zu Wort kommen lassen. Heute stelle ich dir Nora vor. Bzw. kann sie das selbst viel besser. Wir haben ein kleines Interview gemacht. Lest mal rein.
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Hallo Nora,
wir haben uns über Instagram kennengelernt und hatten auch die Gelegenheit uns persönlich in Berlin zu treffen. Wir sind Kollegen im Bereich Positionierung und uns treibt eine ähnliche Mission (Wertvolle Ideen sichtbar machen). Auch bzgl. unserer Gründungsphase haben wir ein paar Gemeinsamkeiten. So bist du genau die richtige Gesprächspartnerin.
Ich freue mich, dass du dir die Zeit genommen hast. Erzähl mal.
Wer bist du und was machst du?
Ich schicke ein sonniges Lächeln aus Marokko an dich. Mein Name ist Nora. Ich lebe und arbeite seit 2018 ortsunabhängig. Derzeit befinde ich mich in einem kleinen Dorf an der Küste von Marokko. Wie du dir vielleicht schon denken kannst, verbirgt sie in dieser Art zu leben schon ein kleiner Teil meines Wesens. Für mich geht es im Leben darum, dass ich nach meinen eigenen Regeln lebe. Und meine Wege selbst entdecke. Mir diese also nicht vorgeschrieben werden.
Ich bin keinesfalls eine typische Rebellin. Ich bin eher eine leise und sanfte Version einer Rebellin. Vielleicht, wie eine gute Fee. Ich mag das Bild.
Mir war schon immer wichtig genau hinzusehen, hinzuschauen und hinzufühlen. Ich habe Potentiale und mögliche Wege für meine Mitmenschen gesehen. Ich spürte die Individualität jedes einzelnen. Und genau das ist heute auch meine Aufgabe in meiner Selbstständigkeit.
Meine Aufgabe ist es Abstand zu nehmen und dein Business im Gesamtbild zu erfassen. Und deinen Kern, das was dich ausmacht, darin einzuweben.
Wir alle haben Herzblut für das was wir tun. Es ist die Hingabe, die wir mit aller Energie in unsere Arbeit reinstecken und diese dadurch zum Leuchten bringen. Darauf kommt es an. Gemeinsam mit meinen Kundinnen bringe ich ihre Botschaft bedeutungsvoll auf den Punkt. Für ein Angebot aus einer Positionierung heraus, die sich wirklich nach ihnen anfühlt. Kurz gesagt: Ich positioniere und es ist mir wichtig, Marketing im Herzen zu machen.
Du hast im März 2018 aus der Arbeitslosigkeit gegründet. Wie geht es deinem Business jetzt?
Ich würde sagen: gut. Kommen wir direkt zu den Fakten. Ich habe mich damals für den Weg eines Gewerbes entschieden. Ich wollte keine Freelancerin sein, sondern mein eigenes Unternehmen aufbauen. Und ich habe mich entschieden, dass mein Gewerbe als Kleinunternehmen in die Kleinunternehmerregelung gestuft wird. Das heißt ich konnte zu dieser Zeit steuerfrei 17.500 EUR umsetzen. Diese Möglichkeit habe ich für die ersten beiden Jahre auch ausgenutzt. Immer mit dem Hintergedanken möglicherweise auch zu überreißen. Das ist wichtig, denn ich kenne einige Unternehmerinnen, die sich bewusst seit mehreren Jahren unter der Grenze aufhalten, weil sie Angst vor den Steuern haben. Das hemmt aber bei deinem Wachstum enorm. Hier empfehle ich ganz klar: Mach dich mit den Zahlen vertraut und plane realistisch ein, was du in den Jahren verdienen kannst. Sei hier mutig, um dein Unterbewusstsein zu stärken. Ich habe diesen Umsatz mit 1zu1 Arbeit erreicht in dem ich die Kundinnen in einem längeren Prozess bei ihrer Positionierung begleite. Die Kundinnen selbst zu akquirieren, mit ihnen Erstgespräche zu führen und sie dann begleiten zu dürfen, war und ist für mich mein Erfolg. Immer, wenn ich mental gewachsen bin, meine Arbeitsweise optimiert habe und durch meine Kundinnen gelernt habe, habe ich meine Preise angepasst.
Wobei hat dir die Gründerförderung konkret geholfen?
An erster Stelle finanziell. Denn ich wollte von niemanden abhängig sein. Diese Unterstützung hat den anfänglichen Druck etwas verringert. Vor allem bei den Kosten für die Krankenkasse.
Auf der anderen Seite war ich gezwungen ein Businessplan zu schreiben. Das war sehr gut, denn so konnte ich meine Ideen nochmal sortieren und aufs Blatt bringen.
Ohne Förderung wäre es sehr, sehr schwer geworden, weil ich fast keine Rücklagen hatte. Ich glaube damals nur etwas über 2.000 EUR.
War es eine Überwindung für dich, dich arbeitslos zu melden und wie bist du damit umgegangen?
Ich war sehr zielstrebig. Ohne Arbeitslosigkeit hätte ich keinen Zuschuss beantragen können. Es gab für mich nur diesen einen Weg, um endlich meinen Traum von der Selbstständigkeit zu erfüllen.
Ich habe zu dieser Zeit aber sehr gelitten. Es war ein schwerer Umbruch mein gewohntes Umfeld zu verlassen, keine Kollegen mehr zu haben, alleine zu Hause zu sitzen und immer mit der Angst im Nacken: Was ist, wenn das nicht funktioniert. Und mit dem ganzen Chaos und den tausenden Optionen im Kopf. Das hat mich gelähmt und ziemlich kurz nach der Meldung meiner Arbeitslosigkeit mental total ausgezehrt bis ich nicht mehr aus dem Bett kam. Ich hatte mein komplettes Lebensgerüst zerstört. Alle meine Gewohnheiten und Abläufe musste ich jetzt neu lernen. Sozusagen mich umprogrammieren. Das war unglaublich hart.
Was war deine größte Herausforderung?
Erstens:
Das alleine sein. Die Ungewissheit. Und am schwierigsten einzuschätzen war für mich das Arbeitspensum. Ich arbeitete in der Agentur vorher sehr viel in einem rapiden Tempo. Dieses Tempo habe ich alleine in meiner Wohnung verdoppelt, bis ich plötzlich zum Stillstand kam und dann gar nichts mehr ging. Um das aufzubrechen habe ich eine Körpertherapie nach „Grinberg“ gemacht.
Zweitens:
Der ganze Bürokratie-Akt. Am Anfang ist das eine Hürde vor allem, wenn man wie ich, einen gut zu vermittelnden Job hat. Ich wurde in sämtlich Zweige gedrückt und musste mich als Kauffrau für Marketingkommunikation für Bereich bewerben in denen ich keine Ahnung hatte und dort ja auch nicht hinwollte. Ich hatte einen Bearbeiter-Wechsel beim Arbeitsamt und meine Bearbeiterin war mehr als überarbeitet. Sie mochte mich nicht und wollte von meinen Ideen eigentlich nichts hören. Meine Herangehensweise: Logisch erklären, warum ich zu gut für diese Jobs bin; Verständnis für ihren Arbeitsumfang haben und geduldig sein. Ich holte alles an Professionalität aus mir heraus, was ich finden konnte. Ich war zuvorkommend und perfekt vorbereitet. Immer einen Schritt voraus.
Wie hast du die Arbeitslosigkeit erlebt? Gab es Kritik oder Unterstützung? Was hast daraus für dich persönlich mitgenommen?
Ich habe keine negativen Erfahrungen gemacht. Meine Freundinnen waren verwundert, dass ich als scheinbar sicherheitsliebender Mensch, mich in dieses Abenteuer werfe. Mich hätte zu dieser Zeit aber auch keine Kritik berührt. Ich war so fokussiert auf mich und meinen Traum, dass mir andere Meinungen egal waren. Ich wusste genau was ich wollte.
Was hat dir der Weg aus der Arbeitslosigkeit hin zur Selbstständigen persönlich gebracht?
Freiheit. Ich bin jetzt für mich selbst verantwortlich. Und diese Verantwortung möchte ich vollumfänglich haben. Ich möchte Entscheidungen treffen, möchte Fehler machen, möchte meinen Traum leben und einfach in jeder Lage ich selbst sein. Das ist nicht für jeden etwas. Und das ist auch gut so.
Ich lerne mich mehr und mehr kennen und das was ich sehe, mag ich heute lieber als vor 7 Jahren.
Was möchtest du anderen raten?
Nimm die Förderungen ernst. Für einen Gründungszuschuss brauchst du einen Businessplan. Schreib diesen Businessplan für dich und dein Business und nicht nur für den Zuschuss. Hör dir an was die IHK zu deinem Plan zu sagen hat. Höre genau hin. Und bleib hartnäckig. Es ist dein Traum und dafür muss man kämpfen. Dieser Antrag, dieser Businessplan sollte mein Einstieg für mein Business repräsentieren. Es war keine Hausaufgabe und unsinnige Bürokratie-Blätter. Ich habe es als meinen ersten Kundenauftrag betrachtet und mir gesagt: Das ist mein Baby. Ich will am Ende stolz darauf sein.
Danke Nora, dass du uns auf deinen Weg mitgenommen hast. ?
Wie kann man dich denn erreichen wenn man mit dir persönlich Kontakt aufnehmen möchte?
Über meine Website. Über Instagram. Oder über Pinterest.
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Jetzt bist du dran.
⁉️ Kennst du die Situation der Arbeitslosigkeit? Wie hast du sie erlebt? Was waren deine persönliche Hürden und Erkenntnisse?
Danke für deine Aufmerksamkeit ⭐️
Marco